Digipro

IPOS entwickelt Applikation zur Lahmheitserkennung bei Pferden

Ähnlich wie bei Gesundheits-Apps für Menschen, hat sich IPOS Technology BV auf die Entwicklung einer Trainings-App für Pferde spezialisiert. Mit der Anwendung und den Sensoren von IPOS kann die physische und technische Entwicklung des Pferdes überwacht werden. Im Rahmen des Digipro-Projekts hat IPOS in Zusammenarbeit mit der deutschen Tierklinik Lüsche ihre Anwendung weiterentwickelt. Menke Steenbergen, CEO von IPOS, erzählt über den Innovationsprozess innerhalb von Digipro.

"Beim Menschen wurde in den letzten Jahren immer mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil gelegt", sagt Steenbergen. "Auch für Tiere ist ein gesundes Leben mit hochwertigem Futter und ausreichend Bewegung wichtiger geworden. Unsere Kernaktivität bei IPOS ist die Entwicklung einer Anwendung, die das Pferdetraining registriert. Durch das Hinzufügen von Zügelsensoren geben wir auch Einblick in die reitertechnischen Fähigkeiten eines Fahrers. Die App wurde ursprünglich für Trainingszwecke entwickelt, aber durch die Hinzunahme der Zügelsensoren wurde es auch möglich, die Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd zu visualisieren. Durch die Einsicht in diese Zusammenarbeit kann die Leistung von Reiter und Pferd verbessert werden."

Steenbergen fährt fort: " Im Laufe der Zeit entdeckte man, dass es mit unseren Zügelsensoren auch möglich ist, Verletzungen, wie z.B. Lahmheit, bei Pferden zu erkennen. Durch die Überwachung der Bewegungen des Pferdekopfes können kleine Verletzungen festgestellt werden. Dies führt zu einer frühzeitigen Lahmheitserkennung. Für Pferdebesitzer kann es schwierig sein, eine Lahmheit zu erkennen, denn Pferde zeigen nicht ohne weiteres an, wenn sie unter etwas leiden und tarnen den Schmerz, indem sie zum Beispiel anders laufen. Dies ist für den durchschnittlichen Fahrer kaum spürbar. Außerdem kann der korrigierte Gang auch zu neuen Verletzungen führen. Die größte Herausforderung innerhalb des Projekts war es daher, saubere annotierte Daten von lahmen Pferden zu finden, um tatsächlich einen Algorithmus zu entwickeln, mit dem Lahmheiten frühzeitig erkannt werden können. Im Veterinärbereich ist es sehr wichtig, sehr genau zu arbeiten und Fehler zu vermeiden. Deshalb sind wir sehr streng mit der Erfassung von Daten. Wenn wir den Verdacht hatten, dass zu viel Rauschen in den Daten vorhanden war, haben wir sie nicht verwendet. Das hat das Projekt etwas verzögert, führt aber letztlich dazu, dass wir Lahmheiten besser erkennen können."

Digipro

"Mit der Tierklinik Lüsche waren wir bereits in gutem Kontakt", sagt Steenbergen. "Mit ihrem System von Objektive Gangbildanalyse Qualisys sind sie weltweit führend. Darüber hinaus bekennt sich die Tierklinik Lüsche zu ihrem innovativen Image und ist mit Neuerungen immer einen Schritt voraus. Die Tierklinik Lüsche war zum Beispiel die erste Einrichtung in Deutschland, die mit Reinsensoren arbeitete. Um unsere Innovation auf die nächste Stufe zu heben, begannen wir gemeinsam mit ihnen nach einer Finanzierung zu suchen und kamen schließlich in Kontakt mit Digipro. Im Rahmen des Digipro-Projekts haben wir zunächst eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Nachdem wir daraus positive Ergebnisse erhielten, gingen wir den nächsten Schritt und entwickelten einen Prototyp."

Ergebnisse

Steenbergen erklärt: "Das wichtigste Ziel des Digipro-Projekts war es, einen Algorithmus zu entwickeln, der anhand der gesammelten Daten Verletzungen bei Pferden erkennen kann. Wir begannen mit der Entwicklung der Hardware und der dazugehörigen Technologie, die es uns ermöglichen würde, die Daten zu sammeln. Das Erstellen eines genauen Sensors war eine ziemliche Herausforderung. Schließlich gelang es uns, einen guten Datensatz von lahmen Pferden zu erstellen. Eine große Anzahl von Markern wurde an den Pferden angebracht und dank der Objektive Gangbildanalyse Qualisys der Tierklinik Lüsche konnten wir die Bewegungsmuster der Pferde überwachen. Da wir dies in einer großen Menge getan haben, haben wir nun genügend Daten, um einen Algorithmus zu entwickeln."

Gesellschaftliche Herausforderung

"Unser Digipro-Projekt bringt eine klare soziale Herausforderung mit sich. Das Wohlergehen der Pferde wird verbessert, indem Verletzungen frühzeitig erkannt werden können", sagt Steenbergen. "Darüber hinaus hat das Lahmheitserkennungs-Tool auch einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss. Pferdebesitzer in den Niederlanden erleiden durch Lahmheiten jährlich wirtschaftliche Verluste von ca. 800 Millionen Euro. Darüber hinaus sind jedes Jahr 30 % der Pferde von Lahmheiten betroffen."

Erwartungen für die Zukunft

"Bis Ende Januar 2021 werden wir das Innovationsprojekt abgeschlossen haben", sagt Steenbergen. "Seit einigen Jahren sind wir im Besitz eines Patents auf diese Technologie. Dadurch können sie nun auch die entwickelte Technologie voll ausnutzen. Wir sind aber noch nicht bereit, den Schritt zur Markteinführung zu machen. Es müssen noch weitere Tests durchgeführt werden. Für die Zukunft wäre es schön, wenn wir den Veterinärmarkt weiter unterstützen könnten. Zum Beispiel könnten Tierärzte dank unserer Innovation ein Pferd aus der Ferne überwachen."

Laut Steenbergen läuft im Hintergrund noch etwas anderes ab. "Die Niederlande und Deutschland sind weltweit führend im Pferdesport. Für diese Länder ist es sehr wichtig, gute Messungen der Leistung von Reiter und Pferd zu haben. Unsere Innovation könnte ein gutes Werkzeug für den Spitzensport sein. Die Zügelsensoren werden bereits im Training der für Tokio ausgewählten Olympiareiter eingesetzt, hoffentlich können wir die Verletzungserkennung in Zukunft hinzufügen."

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Steenbergen: "Wir haben die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Tierklinik Lüsche als sehr angenehm erlebt. Von Anfang an war die Begeisterung auf beiden Seiten sehr groß. Darüber hinaus arbeitet die Tierklinik Lüsche mit sehr hohen Standards und prüft die Daten sehr kritisch. Dadurch wurde sichergestellt, dass die Qualität der Daten sehr hoch ist. Es kam sogar vor, dass in einem Monat nur zwei Pferde gefunden wurden, die für die Datenerfassung geeignet waren. Das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es eine riesige Klinik mit vielen Pferden jeden Monat ist. Aber dieses Beispiel zeigt, dass bei unserer Zusammenarbeit die Qualität an erster Stelle steht."